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Linux
- Ein Erfahrungsbericht
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Meine Erlebnisse mit
Windows98, SuSE 6.1, Red Hat 7.2 und 9 - Erstversuch mit einem alten
Linux auf einem alten Rechner und der Weg zum Linuxfan.
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Mit dem Gedanken, es einmal mit
Linux als Betriebssystem für meinen Rechner zu versuchen, habe ich
schon eine ganze Weile gespielt. Die Versprechungen waren einfach zu verlockend:
Keine Abstürze mehr, eine Unzahl von kostenlosen Programmen, eine elegantere
Oberfläche und - nicht zu vergessen - das gute Gefühl, Herrn
Gates ein Schnippchen geschlagen zu haben... Aber gleich komplett Windows
über Bord werfen und blindlings in ein neues Betriebssytem stürzen,
erschien mir dann doch zu riskant. Ich wollte es lieber ersteinmal möglichst
gefahrlos ausprobieren.
Windows oder Linux?
Der Neugier auf Linux stand die Furcht gegenüber, sich ganz
von Windows zu trennen: Viele Fragen stellten sich: Kann ich unter Linux
auch wirklich all das machen, was derzeit Windows zustande bringt? Werde
ich die richtigen Programmalternativen für meine derzeit genutzten
Programme finden? Und was ist mit den vielen Dateien und Dokumenten, die
sich im Laufe der Jahre auf der Festplatte angesammelt haben? Werden die
Formate von Linuxprogrammen überhaupt erkannt geschweige denn korrekt
konvertiert werden? Und was ist, wenn ich nun wirklich Windows ganz von
der Festplatte gelöscht habe und ich Linux nicht richtig zum Laufen
bekomme, bzw. erst dann erkennen muss, dass ich mit diesem neuen Betriebssystem
nicht zurechtkomme? Dann muss Windows wieder mühsam aufgespielt werden,
alle Einstellungen und Konfigurationen der meisten Anwendungen müssten
wiederhergestellt werden usw. und so fort.
Partitionierung?
Gut, die neueren Linuxversionen bringen allesamt Werkzeuge zur Partitionierung
der Festplatte mit, d.h., sie lassen sich neben einem bestehenden Windows
auf dem Computer installieren und nutzen - aber das Risiko einer Festplattenpartitionierung
erschien mir doch irgendwie zu groß: man hört einfach zuviel
davon, dass sich Windows dann eben doch nicht so gut mit einem parallel
existierenden Linux verträgt und bisweilen sogar von Linux angelegte
Bootparameter überschreibt, so dass dann gar nichts mehr funktioniert.
Also kein Versuch einer Partitionierung.
Systememulatoren?
Eine weitere Möglichkeit, erst einmal in das weite Feld von
Linux hineinzuschnuppern ist die Verwendung eines Systememulators. Bekannt
sind unter anderem die Freeware
Bochs
und das kommerzielle Produkt
Virtual PC, das nach einer Registrierung kostenlos für
einen begrenzten Zeitraum genutzt werden darf. Beide Programme, die unter
Windows ganz normal wie andere Programme auch installiert werden, simulieren
einen zweiten "virtuellen" PC innerhalb des realen Computers. So sollen
sich ganze Betriebsysteme installieren lassen, ohne dass man Windows zu
nahe treten müsste - man installiert eben nicht direkt auf die eigene
Festplatte, sondern nur auf die von den genannten Emulatoren erzeugten "künstlichen"
Festplatten. Voraussetzung für diese Prozedur ist vor allem genügend
freier Speicherplatz, denn schließlich schaffen sich die Emulatoren
den Speicherplatz nicht aus der Luft, sondern beanspruchen gehörig
Megabytes.Dazu sei gesagt: Ich habe beide Programme getestert. Beide ließen
sich problemlos unter WindowsME installieren und konfigurieren, dann aber
fingen die Probleme an: "Virtual PC" erkannte zwar das CD-ROM-Laufwerk
als Bootlaufwerk an, verursachte aber jedesmal eine Windows-Schutzverletzung,
die einen kompletten Systemabsturz nach sich zog. Auch mit "Bochs" lief
es nicht besser: hier wurden das CD-ROM- und Diskettenlaufwerk erst gar
nicht erkannt, was aber durchaus auch an dem zum Installationszeitpunkt
noch relativ frühen Entwicklungsstadium der Software lag. Ergebnis:
auch diese Variante kam für mich nicht in Frage.
Das Experiment
Was nun? Ein eigener Rechner wäre ideal. Und da mein alter Rechner
noch nicht entsorgt und sogar noch funktionsfähig war, wagte ich mich
an die Installation. Die Spezifikationen: Auf meinem "Museumsstück",
einem 486er, lief zuvor recht mühsam Windows 98. Hier die Einzelheiten
der Hardware:
- PVI 486er SP3
- 133 MHz
- 1 GB Festplatte
- 16 MB RAM
- 1-fach CD-ROM-Laufwerk
Eine Faustregel besagt, dass eine Linuxversion auf älteren Rechnern
noch annehmbar läuft, wenn auch die Windowsversion aus dieser Zeit
zügig funktionierte. von "Zügigkeit" habe ich verständlicherweise
bei Windows bei o.g. Hardwarevoraussetzung nicht viel bemerkt, doch man
konnte durchaus noch ganz passabel damit arbeiten. Ein Preis ließ
sich damit aber nicht mehr gewinnen. Demzufolge musste ich mich also an
einer Linuxdistribution im Bereich des Jahres 1998 orientieren. Nicht allerdings,
ohne vorher wenigstens doch einmal zu versuchen, etwas Aktuelleres auf
die Platte zu bannen. Aus einer Computerzeitschrift fiel mir SuSE 7.3 in
die Hände - das musste einfach ausprobiert werden. Die Installtion
ließ sich sogar noch starten, scheiterte kurz darauf aber kläglich
an der Beschwerde des Installationsprogrammes, es seien extrem geringe
Ressourcen vorhanden und der Vorgang würde aus diesem Grunde abgebrochen.
Soviel dazu - aber ich hatte auch nichts anderes erwartet.
Welche Distribution?
Nun gut, dann eben ein Versuch mit einer der unzähligen Linux-
Vorgängerversionen. Aber welche? Und von welchem Distributor?
SuSE-Linux
ist im deutschsprachigen Raum der Marktführer
und dementsprechend weit verbreitet sind auch alle möglichen Hilfen:
Bücher und Ratgeber, Zeitschriften und Internetpublikationen beziehen
sich - zumindest die deutschsprachigen - meist auf diesen Anbieter. Das
geht stellenweise so weit, dass "SuSE" als Synonym für Linux gebraucht
wird (und man Sätze hört wie "Ich habe Linux 8.2"). Auch gibt
es hervorragende Mailinglisten (u.a. anderem die von SuSE selbst), die
mit Rat und Tat dem Linuxneuling zur Seite stehen. Fahndet man nach Informationen
zu anderen Distributionen, sind gute Englischkenntnisse meist unerlässlich.
Dennoch wäre mir eine Distribution des französischen Mandrake-Linux
lieber gewesen, da es sich auch explizit an Einsteiger richtet und mir
persönlich die Optik der graphischen Benutzeroberfläche besser
gefällt. Problem dabei: Mandrake Linux gibt es noch nicht so lange
wie beispielsweise SuSE oder RedHat, mit der Folge, dass die 486er-Architektur
nicht mehr berücksichtigt wird - hier hätte ich einen Pentium
oder vergleichbaren Rechner benötigt. Auch RedHat hatte ich in der
engeren Auswahl, jedoch mit gemischten Gefühlen, denn sollte man
schon wieder einem US-amerikanischem Unternehmen seinen Computer anvertrauen,
welches sich anschickt, seine Konkurrenten quantitativ zu überrollen?
Distributionen wie
Slackware
oder
Debian
u.ä. kommen als "Spezialisten" von
vornherein nicht in Frage - zu den "Bastlern" zähle ich mich bestimmt
nicht. Also bleibt es doch bei SuSE-Linux.
Bezugsquellen
Nun das nächste Problem: Nachdem die Entscheidung gefallen
war, welches Softwarepaket es sein sollte, steht man vor der Frage, woher
man es nehmen soll. Aktuelle Distributionen schieden wie gesagt aus, ältere
werden aber im Einzelhandel so gut wie nicht mehr angeboten, da die Anbieter
ihre Produkte in Intervallen austauschen lassen, sobald neue Pakete auf
dem Markt sind. Nur manchmal hat man Glück und entdeckt auf Wühltischen
o.ä. noch eine ältere Einzel-CD. Falls man aber doch noch die
gesuchte Distribution findet, muss man sich fragen, ob man den Originalpreis
von meist über 50 Euro zu zahlen bereit ist, denn nichtsdestotrotz
handelt es sich beim Objekt der Begierde nicht mehr um das neueste Modell.
Alternativen zum kommerziellen Handel: Man stöbert in seinen alten
Computerzeitschriften, ob sich nicht vielleicht doch noch eine ältere
Evaluations-CD darunter findet oder lädt sich das ganze per FTP einfach
kostenlos aus dem Netz; sofern man einen günstigen Zugang hat - bei
mir leider nicht der Fall. Außerdem würden diese Lösungen
nicht wirklich weiterhelfen, da man so nicht an ein Handbuch kommt, ohne
dass der Anfänger aber doch ziemlich dumm dasteht. Was bleibt also
noch? - richtig: gebraucht kaufen! Und das geht erstaunlich gut bei Ebay
(nein, keine Schleichwerbung!). Dort bin ich fündig geworden: Entschieden
habe ich mich für SuSE 6.1, Erscheinungsdatum Ende 1999, da bei dieser
Version die graphische Oberfläche schon recht annehmbar war. Ersteigert
für gerade einmal 1.- Euro, zzgl. Versandkosten. Der Spagat zwischen
minimaler Hardwarevoraussetzung und größtmöglicher Anwendungsvielfalt
schien zu glücken: SuSE 6.1 setzt als Minimalsystem bei graphischem
Desktop gerade mal 16 MB RAM voraus - für meine Zwecke also genau richtig,
wenn auch scharf an der Grenze des Machbaren.
Die Installation
lief erstaunlicherweise recht unkompliziert ab. Linux hat (meines
Erachtens völlig zu Unrecht) immer noch den Ruf, ein Betriebssystem
für "Freaks" zu sein, das unglaublich schwierig zu handhaben sei. Ich
wurde eines Besseren belehrt: Im Paket enthaltene Bootdiskette einschieben,
CD Nr. 1 (von insgesamt 5) einlegen, und die Installationsroutine "Yast"
macht den Rest fast von allein.
Ein paar wenige Grundeinstellungen müssen
vorgenommen werden, aber bei Unklarheiten half hier ein Blick in das umfassende
und ausführliche Handbuch, das auch den Anfänger gekonnt an die
Hand nimmt - meist aber kommt man auch ohne weiteres selbst zurecht, da
die Menüs größtenteils selbsterklärend sind und die
getroffenen Vorauswahlen meist auch die korrekte Einstellung darstellen.
Ins Stocken kam ich nur, als Yast wissen wollte, an welchem Anschluss mein
Modem und die Maus hängen, was sich durch simples Ausprobieren aber
herausfinden ließ. Alle übrigen Komponenten wurden automatisch
erkannt und man musste entsprechende Vorschläge nur noch bestätigen.
Bei der Software-Auswahl hatte man die Möglichkeit, sich alles manuell
einzurichten oder aber man wählte eine der vorgegebenen Installationsmöglichkeiten,
z.B. die Server-Installation, Entwickler-Installation oder aber, wie in
meinem Fall, die "Standard-Installation", die sich hinter dem untersten Eintrag
im betreffenden Auswahlmenü verbarg. Benutzernamen und Kennwörter
waren auch schnell ausgewählt und so konnte es fast schon losgehen.
Mit einer typischen Besonderheit von Linux wird man gleich hier konfrontiert:
Selbst wenn man wie ich ausschließlich allein mit Linux arbeiten
möchte, verfügt man über zwei grundverschiedene Identitäten
- Linux unterscheidet immer zwischen dem "root" (was soviel bedeutet wie
der Systemadministrator) und dem normalen Benutzer. Das hat Vor- und Nachteile.
Der "root" hat umfassende Rechte auf dem Computer, nur er darf beispielsweise
neue Software installieren, den Computer konfigurieren oder gar ausschalten.
Wenn man aber gerade "nur" ins Internet möchte, schreiben, spielen
etc., eben die "alltäglichen" Dinge verrichten, dann meldet man sich
als normaler Benutzer bei Linux an. So sind später z.B. auch alle
Desktop-Einstellungen unterschiedlich, je nachdem, unter welchem Benutzernamen
man gerade eingeloggt ist. Auch können der "root" und der normale Benutzer
zwei verschiedene Passwörter haben (aus Sicherheitsgründen sollte
man unbedingt zwei verschiedene wählen). Diese Organisationsstruktur
ist zu Beginn etwas verwirrend und mitunter auch nervig, macht insofern
aber Sinn, als dass man als normaler Benutzer sich selbst nicht schaden
kann: Solange man nicht als "root" handelt, kann man keine wichtigen Systemdateien
o.ä. zerstören oder Einstellungen so beschädigen, dass das
System zusammenbricht. Man kann praktisch in Ruhe alles erkunden und ausprobieren
- Vorsicht ist erst angebracht, wenn man nicht als normaler Benutzer agiert.
Selbst wenn man sein normales Benutzerkonto völlig demoliert hat, kann
man als "root" noch eingreifen und Daten retten bzw. Konfigurationen reparieren.
Erstes Einloggen
Im Anschluss an die Grundinstallation wird Linux das erste Mal geladen
und auf dem Bildschirm erscheint zunächst der Begrüßungstext
in einer Art "DOS-Modus"-Form - die Konsole bzw. Kommandozeile. Hier tippt
man nun folgendes ein:
und in der nächsten Zeile das "root"-Passwort, wobei die eingetippten
Buchstaben nicht sichtbar werden, auch nicht als Sternchen! Und schon
ist man drin. Nun kann man sich daran machen, die graphische Obefläche
einzurichten. Hierzu tippt man in die Kommandozeile das Wörtchen
"sax", was dem Programm entspricht, das SuSE zur Installation der Desktopoberflächen
empfiehlt. Überhaupt lassen sich viele Programme auf der Konsole
einfach aufrufen, indem man den Programmnamen eintippt. Wenn die EInstellungen
mit "sax" abgeschlossen hat, meldet man sich z.B. als "root" ab, indem
man "exit" eingibt. Danach erscheint wieder der Begüßungstext
und man meldet sich als einfacher Benutzer mit seinem individuellen, vorher
selbstgewählten Namen und dem entsprechemden Passwort neu an. Nun
kann man die graphische Oberfläche recht einfach starten: Auch hier
die nächste Besonderheit: Windows kommt immer mit der gleichen Oberfläche
daher - bei Linux kann man aus den verschiedensten Möglichkeiten
auswählen. Bei SuSE 6.1 ist KDE 1.1 voreingestellt. KDE war zu diesem
Zeitpunkt das am weitesten entwickelte Oberflächenprogramm für
Linux. Es ist im Aufbau an das Aussehen von Windows angelehnt, ist meiner
Meinung nach aber um einiges mächtiger und beinhaltet eine Vielzahl
weiterer nützlicher und meist auch durchdachterer Funktionen. Viele
kleine Helfer, die man bei Windows zusätzlich installieren muss, um
komfortabel und bequem mit dem Desktop arbeiten zu können, sind bei
KDE schon standardmäßig eingebaut. Gestartet wird es durch folgende
Eingabe in der Kommandozeile:
Nachdem KDE geladen ist, kann man sich z.B. daran machen, die Ordnerstrukturen
zu durchsuchen. Den "Heimatordner", der in etwa den "Eigenen Dateien"
bei Windows entspricht, findet man unten links in der Symbolleiste, die
Schaltfläche mit dem kleinen Häuschen. Ein Klick auf den Knopf
ganz unten links, das "K" öffnet das K-Panel, das in etwa dem Windows-Startmenü
gleicht. weiter rechts auf der Leiste finden sich einige Standardprogramme.
Weitere Programme lasen sich durch einen Klick (Achtung - bei KDE gibt
es so gut wie keine Doppelklicks!) auf das Programmsymbol im entsprechenden
Ordner starten oder man öffnet innerhalb von KDE die simulierte Konsole
(das Bildschirmsymbol auf der unteren Leiste in der Mitte - in etwa wie
bei Windows die DOS-Eingabeaufforderung) und tippt dort einfach den Programmnamen
ein - das funktioniert auch hier, z.B. "netscape" für den bekannten
Browser.
Der Softwareumfang oder die Grundkonfiguration lässt sich übrigens
jederzeit nachträglich ändern, indem man als "root" das Wörtchen
"yast" eintippt und sich dann durch die Menüs hangelt.
KDE
2-Desktops unter Red Hat Linux 7.2...
...in den verschiedensten Formen und Farben...
...mit sowohl Gnome- als auch KDE-Programmen
Die Programme
Einer Linuxdistribution sind standardmäßig eine Vielzahl
von Programmen beigefügt. Man erhält also nicht wie bei Windows
nur das reine Betriebssystem und ein paar kleinere Programme, sondern ein
vollwertiges System, mit dem man im Grunde für alle Fälle gewappnet
ist. Mein Ziel war es bei dieser Installation, Linux so zu konfigurieren,
dass ich die Arbeiten, die ich bisher mit Windows erledigt habe, auch mit
Linux bewerkstelligen kann. Und das ist mir zu 100 Prozent gelungen. Manchmal
war etwas Geduld nötig, aber durch Ausprobieren kam man immer zu einem
befriedigenden Ergebnis. Hier eine kleine Auswahl der Programme, die bekannte
Windows-Funktionen ersetzen können:
- K-Mail (anstelle Outlook Express)
- Konqueror (anstelle von Windows- und InternetExplorer)
- Netscape (anstelle FrontpageExpress / E-Mail, Browser)
- Gnumeric (das Excel-Pendant)
- Gimp (für Bildbearbeitung)
- xpdf (anstelle des AcrobatReader)
- WordPerfect (anstelle Word)
- K-Word (anstelle MS Publisher)
- K-Paint (anstelle MS Paint)
- kppp (anstelle der DFÜ-Verbindungen)
- StarOffice (für Text, Tabellenkalkulation, E-Mail,
oder anstelle PowerPoints)
- K-ICQ (für ICQ)
Und hierbei handelt es sich tatsächlich nur um eine kleine Auswahl.
Meist stehen viele verschiedene Programme für dieselbe Sache zur
Verfügung und man kann sich eines nach seinen eigenen Vorlieben wählen.
So kommen allein zum Schreiben z.B. in Frage: der K-Editor, WordPerect,
K-Word, Tex, Lyx, Applixware, Papyrus, Abiword oder Klyx. Wem das noch
nicht reicht - man ist schließlich nicht auf die mitgelieferten Programme
beschränkt - kann die Installation wie bei Windows beliebig erweitern,
gleich ob von CD oder durch Download. Die Installation von Software ist
wiederum ein Kapitel für sich, mit dem ich mich bisher allerdings
nicht ausreichend beschäftigt habe - deswegen schlage ich es an dieser
Stelle nicht auf, sondern verweise an die oben angegeben Links zu weiteren
Seiten mit Informationen rund um Linux.
Zum Schluss
noch einige Kommandos, die für den Einstieg unerlässlich
sind und die mir zumindest sehr geholfen haben. Nur eines ist noch anzumerken:
Von der Reset-Taste am Rechner solte man sich ganz schnell verabschieden:
Im Gegensatz zu Windows darf ein Linuxrechner niemals einfach ausgeschaltet
werden, das kann u.U. eine Neuinstallation nötig machen, da hier
das Dateisystem sehr empfindlich reagiert. "ScanDisk"-verwöhnte Anwender
sollten ihrem Rechner immer genügend Zeit geben - auch ältere
Rechner fangen sich unter Linux nach einer Weile wieder!
- su (im Normlbenutzermodus zum "root" werden)
- shutdown -h now (Rechner herunterfahren)
- shutdown -r now (Rechner neu starten)
- startx (voreingestellte graphische Oberfläche starten)
- kdm (graphische Auswahl und Benutzerwaltung starten)
- mformat a: (Diskette formatieren)
- yast (Setup-Programm starten)
Mein Fazit
Trotz bisher nur guten Erfahrungen mit Linux habe ich auf meinem
schnelleren Rechner noch immer Windows installiert. Gegen den "ganz großen"
Schritt, das Redmonder Produkt völlig von der Platte zu werfen, habe
ich mich bisher erfolgreich gesträubt. Zum einen, weil ich nicht
einsehe, warum man ein trotz aller Unkenrufe ebenfalls gut funktionierendes
Windows (in dem ja auch eine Menge eigener Arbeit steckt) einfach löschen
sollte, ganz nach dem Motto "never touch a running system" - rein ideologische
Motive oder Vernarrtheit in Linux sind für mich kein ausreichender
Grund. Momentan bin ich damit zufrieden, dass ich einen funktionierenden
Zweitrechner im Hintergrund stehen habe, auf den ich notfalls ausweichen
kann, sollte Windows wirklich einmal ernste Probleme machen. Zudem finde
ich es sehr beruhingend, nun zu wissen, dass es zu Windows tatsächlich
ernstzunehmende Alternativen gibt. Und sollte irgendwann einmal der Zeitpunkt
kommen, an dem ich vor der Wahl stehe, Windows oder Linux neu aufspielen
zu müssen, wird meine Wahl unter Garantie auf Linux fallen. Alles spricht
für Linux.
Ergänzung . . .
Tja, inzwischen ist der Fall der Fälle bei mir eingetreten:
Eines Tages wollte der Windowsrechner einfach nicht mehr starten. Vollkommene
Funkstille. Die ach-so-nette Recovery-CD bemerkte dazu nur lapidar, es
sei keine Festplatte vorhanden... dabei war ich sicher, sie am Tag zuvor
noch gesehen zu haben ;-)
Dies bot nun die ideale Gelegenheit, den schon so lange gefassten
Plan in die Tat umzusetzen, Windows vollständig von der Festplatte
zu verbannen - gesagt getan: Das bisher als Lernobjekt genutzte SuSE 6.1
jetzt auf einem 256 MB-Rechner mit Pentium 4 und 40 GB-Platte zu installieren,
kam mir dann aber doch ein wenig untertrieben vor. Also musste die (immer
noch) "zufällig" herumliegende SuSE 7.3-Evaluationsversion aus einer
PC-Zeitschrift herhalten. Und siehe da: mein erstes modernes Linux lief
anstandslos auf meiner neuen Maschine. Eine superschnelle, komplikationslose
Installation mit automatisierter Hardwareerkennung, dem Aufbau eines kompletten
Grundsystems mit unzähligen Features - und das einmal wieder zum
Selbstkostenpreis. Internetzugang, Drucken, CDs brennen - alles klappte
auf Anhieb. Und von der Eleganz des KDE 2 bin ich noch immer fasziniert.
Man merkte förmlich: Hier denkt wirklich jemand mit.
Die Evaluationsversion (also eine einzelne CD mit dem nur Allernötigsten)
hätte durchaus für die verschiedensten Ausführungen gereicht,
doch wenn einen das Linuxfieber erstmal gepackt hat... es dauerte also
nicht lange, bis ich mir eine "große" Distribution besorgte. Meine
Wahl fiel - trotz durchweg positiver Erfahrungen mit den zwei SuSE-Versionen
- auf Red Hat 7.2, da man das Paket zu diesem Zeitpunkt recht günstg
erwerben konnte. Abstriche musste ich so bei der Installationsfreundlichkeit
und der Hardwareerkennung machen (Red Hat erkannte im Gegensatz zu den SuSEs
meinen Monitor und den Drucker nicht automatisch - das ließ sich aber
manuell recht einfach kompensieren) - aber da man natürlich auch hier
mit KDE arbeiten kann (Standard ist bei Red Hat jedoch Gnome) - merkt man
kaum Unterschiede zu den SuSE-Distributionen, sofern man sich vorwiegend
auf dem Desktop aufhält. Subjektiv hatte ich übrigens den Eindruck,
dass das Gesamtkonzept bei SuSE etwas ausgereifter wirkte (nicht zuletzt
wahrscheinlich durch die Verwendung von Yast - so einen zentralen Konfigurationspunkt
gibt es beim "Schattenmann" nicht), dass Red Hat 7.2 dafür trotz (oder
gerade wegen?) leicht älterem Kernel bei mir etwas stabiler lief als
SuSE 7.3.
Da ich nun standardmäßig mit Linux arbeite, läuft
auf meinem 486er nach dem erfolgreichen Linuxabenteuer mit SuSE 6.1 wieder
ein Windows - aber wirklich gebraucht habe ich es seitdem nicht mehr.
Update
Neulich habe ich irgendwo gelesen, dass Linux momentan eines der
seltenen Betriebssysteme wäre, welches bei jeder neuen Version tatsächlich
noch besser würde. Das kann ich nur bestätigen. Vorletzte Woche
wurde mein RedHat 7.2 auf RedHat 9 aktualisiert... ich habe mal wieder
lange gezögert, da mein 7.2 doch so schön reibungslos lief.
Da aber das ganze "home"-Verzeichnis und die wichtigsten übrigen Daten
auf CD gesichert waren (und so ein Wiederherstellen recht einfach möglich
gewesen wäre), entschloss ich mich zum Update - nicht zuletzt auch
wegen der inzwischen vielen neuen und aktualisierten Anwendungen, die neue
Bibliotheken benötigten - alles einzeln nachzuinstallieren erschien
mir zu umständlich. Also wurde ein Linuxmagazin mit aktueller RedHat-DVD
gekauft und über die alte Version installiert. Das klappte problemlos,
die neue Version akzeptierte die immerhin doch schon etwas zurückliegende
7.2 anstandslos und aktualisierte die wichtigsten Pakete automatisch. Die
alten Anwendungen ließen sich danach auch noch neben den neuen ausführen,
jedoch merkte man, dass es hier und da doch ein wenig hakte... z.B. sahen
die Schriften in den alten Qt2-Anwendungen merkwürdig aus, der KDE-Desktop
hatte plötzlich Aussetzer, Symbole fehlten und beim Herunterfahren
des Rechners hagelte es Fehlermeldungen. Nichts, womit man nicht hätte
leben können oder was man mit ein wenig Geduld sicher hätte lösen
können, aber insgesamt fühlte sich das System nun etwas instabil
an. Ich hatte an der alten Version wohl doch schon zuviel herumgebastelt.
Also wurde noch einmal komplett neu installiert, um ein frisches RedHat 9
zu erhalten, danach noch einige ältere Anwendungen aus älteren
Distributionen aufgespielt (auf Netscape 4.7 möchte ich immer noch
nicht verzichten) und nun klappte alles reibungslos. Nach dem Modifizieren
der "BlueCurve"-Oberfläche bzw. dem Wiederherstellen der alten KDE-2-Ansicht
sah das ganze schon wieder recht brauchbar aus
(siehe Bild).
Und nach dem Einspielen der persönlichen Dateien war auch alles
wieder wie gehabt. Mit dem Unterschied, dass nun auch das Scrollrad
meiner Ersatzmaus funktionierte, mein Drucker doppelt so schnell
druckte (da endlich
der richtige Treiber vorhanden war), jede Menge frische Programme zum
Ausprobieren bereit standen und das ganze Drumherum mal wieder ein
Stückchen eleganter aussah, nicht zuletzt durch die nun
durchgängig dargestellten kantengeglätteten Schriftarten. Mit
RedHat 9 bin ich momentan derart zufrieden, dass ich mir
nachträglich die "offizielle Schachtel" sogar noch gekauft habe.
Mal wieder vielen Dank, ihr Pinguine da draußen!
Tatsächliches Fazit
Am Ende nun ein für zumindest diese Seite endgültiges Fazit:
Linux erleichtert die tägliche Arbeit ungemein und es macht viel
mehr Spaß, sich mit so einem "lebendigen" Betriebssystem auseinanderzusetzen
- aber es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, ich hätte
als Umsteiger von Windows zu Linux überhaupt keine Probleme gehabt
und es wären überhaupt keine Schwierigkeiten aufgetreten. Linux
hat auch seine Schwächen und Nachteile, die man akzeptieren muss -
gerade, wenn man bisher von seinem Windows regelrecht an die Hand genommen
wurde - was aber eben auch mit dem Zustand einer gewissen Unmündigkeit
einherging. Es gibt viele Klischees und Vorurteile - bei Windows und bei
Linux, die sich fast immer gegenseitig wiederlegen lassen. Fakt bleibt:
mit Linux fühlt und ist man unabhängiger. Für den "normalen"
Anwender wie Dich und mich scheint es in erster Linie unwichtig zu sein,
welches Betriebssystem es nun bewerkstelligt, dass das E-Mail-Programm
funktioniert oder der Drucker auch genau die Buchstaben produziert, die
man auf dem Bildschirm sieht. Doch wenn man auch nur ein wenig über
den Tellerrand schaut, soltle klar sein, warum dies eben doch nicht so
unwichtig ist. Lizenzfragen, Zwangsaktivierungen, unnötige Standardisierungen
statt Vielfalt - Monopole waren noch nie in der Lage, dem Verbraucher einen
langfristigen Nutzen zu bringen.
Letztendlich muss jeder selbst entscheiden, was ihm persönlich
wichtiger ist. Auch Linux ist längst nicht mehr ein durch und durch
"anarchistisches" Produkt einiger weniger Idealisten, es ist massentauglich
geworden und zu einem nicht unerheblichen Teil kommerzialisiert - und ist
dennoch bestimmt von diesem einzigartigen Freiheitsgedanken. Allein die
Tatsache, dass ich heute hier über eine wirkliche Alternative zu
Windows schreiben kann, zeigt, welches Potential in Linux stecken muss,
eine Entwicklung, die es trotz faktischem Monopol in der Computerwelt geschafft
hat, besser und zuverlässiger zu sein. Nun scheint es primär
darum zu gehen, dieser guten Idee auch zum endgültigen Durchbruch,
zur Beständigkeit zu verhelfen. Allein dies würde einen Umstieg
rechtfertigen.
Was man braucht, um die Migration zu überstehen, ist vor allem
eine gehörige Portion Neugierde, Lernbereitschaft und viel Zeit. GNU/Linux
ist eben nicht nur ein Betriebssystem, es ist auch eine Art Philosophie
(Software-Philosophie, die weit über die Grenzen von Lizenzfragen
hinausgeht und dabei gerade mit der GPL ein unglaublich faszinierendes
Instrument geschaffen hat - siehe externer Link "Die Philosophie"), es
ist "intelligentere, anspruchsvollere Technik", die ein Umdenken erfordert.
Wer jedoch den ersten Schritt getan hat, wird nie wieder darauf verzichten
wollen.
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Daniel W. Schneider; Graphik "Kapuzenpinguin": Melanie Lerch
Berlin, den 8. September 2002; letzte Änderung am 13.3.2004 Gästebuch - E-Mail an
schall.und.rauch@gmx.de
Seitenstandort: http://knetfeder.de/danielseiten/linux.html
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D a n i e l s S e i t e n
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