Der flotte Desktop XFCE wird ein bisschen Gnome-artiger: Der Fenstermanager soll künftig keine eigenen Fensterrahmen mehr zeichnen. Auch beim Panel gibt es optische Änderungen.
Jahrelang konnte man sich darauf verlassen, dass sich bei XFCE nicht viel änderte, auch wenn einzelne Bestandteile immer wieder modernisiert oder von Grund auf neu programmiert wurden. Neue Funktionen kamen hinzu, alte wurden verbessert, so dass aus einem ehemaligen reinen Panel über die Jahrzehnte Schritt für Schritt ein ausgewachsener Linuxdesktop wurde. Von radikalen Schritten hat sich das Projekt stets ferngehalten, der Anwender musste sich nie besonders umstellen, und man blieb dem klassischen CDE-Verhalten verhaftet, dem auch KDEs Plasma-Oberfläche im Wesentlichen bis heute folgt. Gewissermaßen ließ sich XFCE dadurch wie ein rudimentäres KDE auf GTK-Basis nutzen. Und während Gnome schon zweimal die Bedienphilosophie komplett umgekrempelt hat, blieb XFCE beim althergebrachten Verhalten.
XFCE- und Gnome-Fenster gemischt
Das wird sich mit der nächsten Version 4.16 nun erstmals sichtlich ändern. Denn das XFCE-Projekt will bei der Fensterrahmendarstellung standardmäßig zu den „client-side decorations“, kurz CSD genannt, wechseln. Sie sind eine Alternative zu den bislang verwendeten server-side decorations. Die Darstellung durch den Fenstermanager ist dabei der Klassiker und sorgte lange für ein sehr einheitliches Erscheinungsbild der Fensterlandschaft. Allerdings tanzten immer mehr Programme aus der Reihe und brachten ihre eigenen Fensterdekos mit: nämlich seit das Gnome-Projekt auf CSD umgestellt hat. Seitdem herrscht Wildwuchs, zumindest wenn man unter XFCE auch Gnome-Programme laufen lässt, was nicht wenige tun dürften. Auch visuell hatte man es dann mit zwei unterschiedlichen Fenstertypen auf dem Desktop zu tun, was nicht nur ästhetische Komplikationen verursachte, sondern auch die Usability beeinträchtigte.
Wenn XFCE nun ebenfalls zu CSD wechselt, bedeutet das zweierlei: Nicht mehr der XFCE-Fenstermanager bestimmt die optische Gestaltung der Fensterränder, sondern das Theme der Anwendungen. Die Knöpfe für z. B. Schließen und Minimieren/Maximieren werden wie künftig wie bei Gnome direkt im eigentlichen Fenster positioniert und nicht mehr in einer darüberliegenden Leiste. Auf der anderen Seite wird der XFCE-Desktop damit auch wieder optisch stringenter werden – zumindest, wenn man auch Gnome- und XFCE-Anwendungen mischt. Denn bislang wirkten diese eben trotz des gleichen Toolkits wie ein Fremdkörper, wenn XFCE die Standardfensterrahmen zeigte, die Gnome-Programme das aber ignorierten und „ihr eigenes Ding“ machten. Ein Nebeneffekt ist, dass XFCE-Fenster künftig in der Höhe ein wenig Platz einsparen können, wenn der zusätzliche Rahmen entfällt.
Die ersten Reaktionen auf die Ankündigung der Änderung im Weblog von XFCE-Entwickler Simon Steinbeiß befürchten schon eine Gnomifizierung des XFCE-Desktops und einen Wegfall von Funktionalität, doch Steinbeiß beruhigt: Solange XFCE unter einem X-Server liefe, ändere sich nichts an XFWM, dem XFCE-Fenstermanager. Ein Stück Flexibilität wird dennoch verloren gehen, denn bislang konnte man aus einer großen Zahl an XFWM-Themes wählen und somit jeden GTK-Stil mit einem beliebigen Fensterrand kombinieren. Bei der CSD-Darstellung wird das Aussehen jedoch vom GTK-Theme mitbestimmt. Praktisch bedeutet das: zum Beispiel Greybird-Stil für die Fensterknöpfe wird man nur noch zu Gesicht bekommen, wenn man auch für den Fensterinhalt Greybird wählt.
Auch in einem weiteren Punkt wird sich XFCE zumindest optisch ein wenig mehr der Gnome-Shell annähern: Das XFCE-Panel soll in der kommenden Hauptversion künftig ebenfalls standardmäßig dunkel dargestellt werden, damit es hübscher in Kombination mit z. B. dem Adwaita-GTK-Theme wirkt. Eine Erweiterung der Funktionalität ist hingegen nicht geplant, etwa das Anpinnen von Icons. Dock-Funktionalität wird es bei XFCE mit Bordmitteln weiterhin nicht geben, in diesem Punkt bleibt das Projekt klassisch schlank.