Willkommen in der Gegenwart!
Ach,
was waren das für schöne Zeiten, als man Informationen nur
aus dem Radio, Fernsehen - oder eben aus der Zeitung bekam. Der Leser
musste nehmen, was ihm angeboten wurde, und hatte kaum
Möglichkeit, zwischen seinen Informationsquellen zu wählen.
Ein paar Fernsehsender, je nach Kabelausbaugebiet oder vorhandener
Satellitenschüssel auch ein paar mehr, ein Dutzend Radiosender und
eben die örtliche Tageszeitung waren die einzigen Lieferanten
für halbwegs aktuelle Nachrichten. Wenn man gar etwas Exotischeres
wollte, dann musste man sich erst zur Bahnhofsbuchhandlung der
nächstgrößeren Stadt bemühen.
Doch seit ein
paar Jahren ändert sich dieses Informationsmonopol erheblich.
Waren es anfänglich nur ein paar Freaks, die in der Lage waren,
sich weltweit Informationen zu verschafften, so kann heute jeder
Bürger mit Internetanschluss sich seine Nachrichtenquellen selbst
zusammenstellen. Das muss nicht auf einmal die New York Times, der Guardian, Le Monde oder The Australian sein, aber auch nicht zwangsläufig das bisher abonnierte Lokalblättchen.
Erst
jetzt fällt übrigens auf, wie sehr Zeitungen um die Ecke von
Nachrichtenagenturen abhängig sind, wieviel in der Zeitung von
eigenständigen Redaktionen produziert oder bloß irgendwo
eingekauft wurde... in vielen Zeitungen steht plötzlich auf einmal
dasselbe. Das war früher zwar auch schon so, aber erst jetzt merkt
es die breite Masse.
Aussterbende Abonnements
Zeitungen
sind out. Man muss sie kaufen oder abonnieren, und dann nimmt man sie
aus dem Angebotsständer oder dem Briefkasten und es fliegt einem
erstmal ein Stapel Werbeprospekte entgegen. Dann muss man sich die paar
Artikel, die einen wirklich interessieren, zwischen
großflächiger Werbung und Kurzmeldungen zusammensuchen. Das
Umblättern ist unpraktisch und wenn sich Artikel über mehrere
Seiten erstrecken, dann sucht man sich zu Tode. Die Hälfte der
Zeitung schmeißt man sowieso weg, weil man sich nicht für
Kultur, Sport, Politik, Regionales sowie Katastrophen &
Unglücksfälle (das sogenannte „Vermischte“)
gleichermaßen interessiert, man liest nur einen Bruchteil des
teuren Printproduktes und sorgt mit dem Rest lediglich dafür, dass
Druckereien nicht arbeitslos werden und der Altpapierstapel in der
eigenen Wohnung ins Unermessliche steigt. Doch trotz dieser
offensichtlichen Nachteile wundern sich die Zeitschrifenmacher
über sinkende Auflagen - und packen noch mehr Werbung ins noch teurer werdende Produkt.

Seit
es die Zeitung auch online zu lesen gibt, weiß man erst, wie sehr
man diese Art des Lesens vorher vermisst hat und wie sehr man sie
eigentlich schätzen muss: Neuigkeiten sind sofort und nicht erst
am nächsten Tag nachzulesen, man kann sich gezielt nur das
heraussuchen, was einen wirklich interessiert und
Aufbewahrungswürdiges mit nur einem Klick archivieren, ohne mit
Bastelarbeiten anfangen zu müssen. Der Altpapierstapel bleibt
überschaubar, das Portemonnaie wird geschont und der Zeitungsbote
musste sich nicht zu menschenunwürdigen Zeiten durch Wind und
Regen quälen, um die Neuigkeiten von gestern zu bringen.
Doch
viele Zeitungsmacher wollen dieses sich verändernde
Nutzungsverhalten offenbar noch nicht wahrhaben und halten lieber an
alten Pfründen fest. Verständlicherweise. Denn man ist ja
plötzlich im Internet nur noch ein Anbieter unter vielen und die
geschaltete Werbung bringt nicht das ein, was man sich vielleicht
erhoffte. Schlimmer noch: man verliert immer mehr Leser an andere
Anbieter in diesem neuen Medium, das schneller, praktischer und
zuverlässiger ist als die alte Zeitung. Deshalb, liebe Verleger,
hier ein paar Eindrücke, wie kompetent Versuche, die alte analoge
Zeitung ins Internet zu retten, auf den Leser wirken können:
Möglichkeit 1: Nicht im Internet publizieren.
Dies
ist sicherlich die konsequenteste Möglichkeit, um keine Leser an
das neue Medium zu verlieren. Leider ist es nicht die beste. Denn je
weiter die Verbreitung des Internets fortschreitet, desto mehr gilt:
Wer nicht im Internet ist, der existiert nicht. Potentielle Leser
laufen irgendwann nicht mehr zum Kiosk, wenn sie „ihr“ Blatt nicht im
Netz finden - sondern klicken eben weiter zum
nächstverfügbaren Angebot. Die Folge: zunehmende
Bedeutungslosigkeit für Internetverweigerer.
Möglichkeit 2: Zugang nur für Abonnenten.
Onlineausgaben
für Abonnenten, das ist sicher gut für Leute, die sowieso
schon die Papierausgabe lesen und im Urlaub oder auf Reisen auch gern
einen Blick in ihre Zeitung werfen möchten, ohne sie sich
nachschicken lassen zu müssen, aber wenn man die Papierausgabe gar
nicht möchte und ausschließlich am Monitor zu lesen beabsichtigt? Kauft man sich ein Nahverkehrsticket, obwohl man
eigentlich nur Auto fährt? Bestellen Sie sich Rotwein, wenn Sie
eigentlich Weißwein trinken? Na sicherlich, jeder Leser wird freudig und freimütig für
etwas zahlen, was er bestenfalls schon im Vorfeld wegwerfen würde, nur um auch an die
Online-Augabe zu kommen. Verstaubter geht es nicht mehr: Ich soll mir
hier vergilbtes Papier aufschichten, nur damit überhaupt online
lesen darf? Das ist nicht euer Ernst, oder?
Und reine
Online-Abos? Bieten viele Zeitungen erst gar nicht an. Entweder sie
liefern auf jeden Fall auch die Papierexemplare oder aber verlangen
für einen Blick in die Onlineausgabe den gleichen Preis. Dabei
möchte man doch vielleicht nur ein oder zwei Arikel lesen. Man
beansprucht keine Zeitungsboten, spart die Druckerei und Papier ein,
ja, man holt sich das Produkt quasi selbst vor Ort ab - und soll dann
trotzdem dasselbe zahlen wie jemand, der am Zeitungskiosk ordert oder
sich die Zeitung aus dem Briefkasten angelt? Quersubventionierung mag
auch bei Zeitungen funktionieren - aber sie ist dem Online-Leser nicht
vermittelbar.
Und zu guter letzt: Warum sollte man sich ein
Online-Abo kaufen, das einem nur Nachteile bringt? Abonnieren,
bezahlen, einloggen - bei der Konkurrenz muss man hingegen nur eines
tun: lesen.
Möglichkeit 3: E-Paper
Äh,
was? Äh-Päper! Was englisch klingt, kann schließlich
nicht unmodern sein, also nennen wir die elektronische Zeitung halt
E-Paper, wir wollen schließlich was verkaufen, muss sich jemand
Schlaues gedacht haben. Dass das recht boulevardesk wirkt und irgendwie
nicht richtig zu altehrwürdigen Intelligenzblättern passen
mag, kann man ruhig ignorieren.
E-Paper, das ist das neue
Schlagwort bei Zeitungsportalen. Kaum eine kommt noch ohne E-Paper aus
- und E-Paper eignet sich schließlich auch prima für die
Abrechnung, denn E-Paper = gedruckte Zeitung in PDF-Form.
Leider macht
E-Paper den Vorteil einer Zeitung im Web gleich wieder zunichte - statt
gezielt nur das zu lesen, was einen wirklich interessiert, bekommt man
wieder den ganzen Moloch an unnützem Krempel, den man von
vornherein am liebsten ins Altpapier geben würde: ganzseitige
Anzeigen, den Sportteil, die Kulturseiten, die Politik oder was auch
immer. Dazu kommt die technische Inkompatibilität. E-Paper, das
ist der Versuch, die Zeitung quasi 1:1 in ein neues Medium zu
übertragen. Das Problem dabei: das Internet ist nicht dafür
erdacht worden, Zeitungsseiten anzuzeigen.
Stichwort Spalten:
die wurden ursprünglich dazu erschaffen, damit man Artikel auf
großseitigem Zeitungspapier besser lesen konnte, weil man damit
nicht mehr so oft in der Zeile verrutschte (Wer sich mal eine
Din-A4-Seite ohne Spalten in Times New Roman, der klassischen
Zeitungsschriftart, ausdruckt, wird das schnell merken, deswegen
benutzt man für lange Zeilen besser eine serifenlose Schrift -
oder vergrößert die Zeilenabstände). Doch im Webbrowser
gibt es keine überbreiten Seiten, jeder Nutzer kann sich sein
Browserfenster auf die ihm angenehmste Weise zurechtziehen oder nach
Belieben die Schriftgröße verändern.
Mit E-Paper
funktioniert das nicht mehr; Schriften und Bilder behalten ihre
Proportionen - und die Übersichtlichkeit geht flöten.
Webbrowser sind dafür angelegt, Texte hintereinander weg zu lesen
- eben zu „scrollen“. Und zwar kontinuierlich und nicht etwa runter -
hoch - runter - hoch - runter, wie man es oft in PDFs erleben muss.
Denn anders als auf einer Zeitungsseite, wo nur die Augen wieder nach
oben in eine neue Reihe blicken müssen, hat man im Browser selten
eine gesamte Seite im Blickfeld. Spaltenbreiten im Internet sind daher
in etwa so sinnvoll wie keine Spaltenbreiten in der Zeitung -
nämlich gar nicht. PDFs sind gut für Formulare und zum
Ausdrucken von Webseiten... aber wer druckt sich schon seine Zeitung
selbst aus? Internetnutzer hassen PDFs, denn Artikel im World Wide Web sollte man dort lesen, wo sie hingehören - im Internetbrowser.
E-Paper,
das ist so, als ob Sie sich eine Eintrittskarte kaufen, ins Kino gehen,
es sich vielleicht mit Popcorn und Cola im roten Samt in der gediegenen
Atmosphäre des Kinosaals in einer Sitzreihe gemütlich machen
- und dann wird der Film auf einem Fernseher anstatt auf der Leinwand
vorgeführt.
Und
einfach so ein E-Paper kaufen geht natürlich sowieso wieder
nicht - ohne Vollzeitabonnment aus Papier gibt's oft auch keinen Zugang
zur elektronische Zeitung. Der wahrscheinlich einzig wirklich
sinnvolle
Nutzen für E-Paper: Anzeigenkunden können auch online
kontrollieren, ob ihre Annoncen richtig plaziert wurden.
Möglichkeit 4: Einzelabrechnung
Na
gut, es ist einzusehen, dass Zeitungmachen Kosten verursacht,
Qualitätsjournalismus sowieso. E-Paper funktioniert nicht, also
rechnen wir einzeln ab: Aktuelles gibt's gratis, ältere Artikel
wandern ins kostenpflichtige Archiv - und werden dort wohl trotzdem
versauern, denn: niemand muss meine Anfrage bearbeiten, ins Archiv
laufen, den gewünschten Artikel raussuchen, das Archiv wieder
abschließen und mir den Text zuschicken - und trotzdem soll ich
dafür 50 Cent zahlen? Fast soviel, wie die ganze Zeitung kostet?
Wieso geht das nicht billiger?
Nebeneffekt für ein solches Modell: auch hier droht wieder die
Bedeutungslosigkeit. Denn Internetnutzer wissen genau, was
höchstwahrscheinlich öffentlich bleibt oder was nach kurzer
Zeit für immer ins Archiv wandert - und verlinken Texte mit
künstlich eingebautem Haltbarkeitsdatum einfach nicht mehr. Und das, wo Verlinkungen im Web doch eine der wichtigsten Währungen sind.
Möglichkeit 5: Noch mehr Werbung
Was
in der papierernen Zeitung geht, das muss doch auch im Web möglich
sein - ist es aber nicht. Prospekte kann man schlecht im Internet
dazulegen (welcher Browser blockiert von sich aus heutzutage keine
Popups mehr?) und ganzseitige Werbung geht auch irgendwie schlecht im
Internet. Also muss man kompensieren: man macht
a) mehr Werbung b) die Werbung aufdringlicher c) oder lässt sich Alternativen für Popups einfallen.
Doch
auch hier gilt: nicht alles was geht, ist gut bzw. sollte man auch
umsetzen. Haben Sie schonmal auf eine Werbung in der
(herkömmlichen) Zeitung geklickt? Hat sie schonmal
während des Zeitunglesens ein Blatt Papier angesprungen? Oder
wurden Sie beim Umblättern Ihrer Zeitung von dieser aufgefordert,
ein Plugin zu installieren?

Hat
die Zeitung plötzlich angefangen bunt zu blinken (na gut, manchmal passiert Ähnliches
tatsächlich auch auf Papier)
oder Geräusche zu machen? Im Web scheint das alles
plötzlich notwendig und wie selbstverständlich zu sein.
Obwohl niemand auch nur einen Artikel in Ruhe lesen kann, wenn
ringsherum auch nur ein Pixel blinkt und zappelt - oder gar
dudelt. Zeitungsseiten, die oftmals eher quietschbunten Warenkatalogen
gleichen, wo ständig „Newsticker“ und Laufbänder hin- und
herflitzen, lassen sich kaum noch konzentriert lesen. Kein Wunder, dass
sich immer mehr Nutzer gegen das
aufdringliche Gezappel und Getröte wehren... bis die
Werbeformen noch aufdringlicher werden - und sich die Geplagten schon
wieder Neues einfallen lassen müssen. Ein regelrechtes
(Anti-)Werbungswettrüsten ist die Folge - obwohl man doch eigentlich nur Zeitung lesen wollte.
Beim
Layout sind die Zeitungswebseiten auch noch im letzten Jahrhundert
stehen geblieben: Zeitungsportale sind zumeist so überfrachtet,
dass man nicht mehr weiß, wo oben oder unten ist. Dabei gibt es
im Web doch vor allem eines: Platz im Überfluss. Einen Artikel
könnte man mit nur einem Wort pro Zeile schreiben - und hätte
trotzdem noch unendlich Platz im Browser. Aber nein, Zeitungsseiten im
Internet sehen fast genauso aus wie Zeitungsseiten aus Papier. Und
schrecken eher ab, als dass sie zum Lesen verführen.
Zeitung 2.0
Nachdem
man gemerkt hat, dass es wohl nicht reichen wird, die gewohnte Zeitung
einfach ohne große Änderungen ins Web zu stellen und die
gewohnten Umsätze zu erzielen, scheint man seit kurzer Zeit
vielerorts die Strategie zu ändern. Was macht man, wenn man einen
guten Namen hat, für Seriosität steht, eine gewisse gewisse
Distinguiertheit oder Wertkonservatismus? Richtig, man unterstreicht
diese Vorteile und... äh, nein. Man rennt lieber aktuellen Trends
hinterher und versucht krampfhaft so auszusehen wir jedes andere
beliebige Webangebot.
Zum Beispiel mit Abstimmungen. Umfragen, bei denen man jeden Tag zu einem aktuellen Thema seine Meinung sagen kann. Hat die Einführung des Elterngeldes Einfluss auf Ihre Familienplanung? Sind Sie für eine Staffelung der Mehrwertsteuererhöhung? Oder: Was halten Sie von der Reichensteuer?
Diese allerorts aus dem Boden schießende „Meinungsumfragen“ haben
jedoch zumeist den Charme von Videotext- und Televotingumfragen, mit
denen sich die Anruf- und Privatsender ihr Programm (mit-)finanzieren -
egal ob sie nun „Sind sie dafür, dass Joschka Fischer seine x-te Frau heiratet, Rufen Sie an!“ oder „Was halten Sie von der Einführung des Elterngeldes - Stimmen Sie mit ab“ lauten. Dinge, die schon auf privaten Homepages peinlich wirkten.
Oder Leserkommentare.
Die sind derzeit ganz groß im Kommen. Eine Webseite ohne
Kommentarmöglichkeit ist doch keine richtige Webseite! Also werden
flink unter den Artikeln Kommentarfunktionen realisiert - auf denen
sich die Trolle des Internets nun weit unterhalb des üblichen
Leserbriefniveaus mal so richtig schön austoben können.
Netzerfahrenere Medienhäuser sind da schon weiter: bei Heise online
z.B. werden Kommentare längst nicht mehr direkt unter den Artikeln
angezeigt, sondern man weist nur noch verschämt mit einem unscheinbaren Link auf
deren Existenz hin.
Und dann natürlich nicht zu vergessen die „Trends“,
ohne die es einfach nicht mehr geht. Was will der Surfer wohl, wenn er
die Webseiten einer Zeitung ansurft? Richtig: Artikel, Reportagen,
Kommentare, Hintergründe. Und was bekommt er nun immer öfter?
Richtig:




  Alles
muss heute „Weblog“
heißen, um aktuell und interessant zu sein.
Unbedingt. Geht gar nicht anders. Und was verbirgt sich meistens
dahiner? Phänomenale Insiderberichterstattung, auf die die Welt gewartet hat. Oder Seiten, auf denen Redakteure ihren Hobbys frönen oder
gelangweilt ihre persönliche Weltsicht ausbreiten, die es
nicht in einen Artikel geschafft
hat.
Natürlich gibt es auch grandiose Blogs.
Aber unter dem Dach traditioneller
Zeitungsverlage betriebene, für die man gleiches behaupten
könnte, muss man mit der Lupe suchen. Und letztlich haben sie
genauwenig mit Zeitung zu tun wie alle anderen
Verzweiflungsmaßnahmen der Medienhäuser auch. Nämlich
gar nichts. Und so verschwinden die meisten auch recht schnell wieder.
Fehlt
nur noch, dass Zeitungen demnächst auch noch anfangen, „Fotoalben“
ins Netz zu stellen. Oh, halt, die Realität war schon wieder
schneller. Selbst das gibt's schon:

Schlimmer ist nur noch, wenn versucht
wird, die Leser selbst schreiben zu lassen:

Nein, vielen Dank. Als Leser möchte ich lesen,
nicht schreiben. Und schon gar nicht möchte ich lesen, was andere
Leser schreiben. Das hätte an diesem Beispiel dann wahrscheinlich so ausgesehen:

Dafür braucht man nun wirklich keine Zeitung.
Zeitungsfeeling?
Wenigstens
das meint man dem Leser noch erhalten zu müssen, damit dieser
nicht völlig vergisst, was „Zeitung“ ursprünglich mal war:
das Gefühl, eine Zeitung vor sich zu haben. Was ist
nämlich das Essentielle am Zeitungslesen? Jawoll, das
Umblättern. In der Realität schon umständlich genug,
aber im Web bleibt es einem auch erhalten: Seitenumblättern. Statt
einen Artikel übersichtlich auf eine Seite zu packen, wird er
schön umständlich auf diverse Seiten verteilt. Wegen
ökonomischer Gesichtspunkte für den Anbieter durchaus
verständlich (mehr Klicks!), gibt es dafür keinen technischen
Grund (im Gegenteil, Browser-Suchfunktionen und -Lesezeichen werden
ausgehebelt). Und wohl auch keinen praktischen. Außer
natürlich, mal wieder die Leser zu nerven.
Ausblick
Sogar
kleine Redakteure bei Provinzblättchen wussten schon vor 10
Jahren, dass die Zeitung, wie wir sie bisher kannten, auf einem
absteigenden Ast sitzt. Hoffentlich dringt diese Erkenntnis noch
rechtzeitig in die Chefetagen, bevor sich der Begriff „Zeitung“
überlebt hat.
Liebe Zeitungsmacher, macht bitte nur eines:
Zeitung. Mit guten Journalisten, die gut recherchieren und
sorgfältig schreiben. Aber lasst den albernen, hippen Krempel
drumherum weg. Sonst lassen wir irgendwann euch weg.
Artikel vom 28.7.2006 letzte Änderung am 25.11.2006

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