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Leben in der Stadt - Stadtleben



Die Stadtautobahn
Die Stadtautobahn zerschneidet Wohngebiete und Kieze...
Großstädte und gerade die europäischen Metropolen sind für ihre historischen Plätze, städtebaulichen Errungenschaften, ihre Sehenswürdigkeiten und Wahrzeichen bekannt. Kein London ohne Tower Bridge und Wachsfigurenkabinett, kein Rom ohne Trevi-Brunnen und Vatikanbesuch, kein Paris ohne Eiffelturm und Montmartre wäre denkbar. Aber Berlin... hier hat man die wenigen noch nicht verfallenen Brunnen wegen Geldmangels abgestellt, das Wachsfigurenkabinett hat schon letztes Jahrhundert geschlossen und allein wegen Einkaufszentren kommt man wohl auch nicht in die Hauptstadt. Macht aber nix, denn dafür blickt Berlin ja auf eine bewegte Vergangenheit zurück, aus deren geschichtskulturellenAspekten man alternativ in vollen Zügen schöpfen kann…  - eigentlich, denn dummerweise hat das in Berlin noch niemand gemerkt. Das Objekt, wegen dem Menschen aus der ganzen Welt kommen, hat man bis auf wenige (Mauer-)Bruchstücke entsorgen lassen. „The Wall“ ist in seiner Authentizität so gut wie verschwunden. Auch den Ort, wo die deutsche Wiedervereinigung besiegelt wurde, wird man demnächst abreißen (die nachfolgenden Generationen werden sich sicherlich bedanken, wenn sie dann weder originales Stadtschloss noch originalen Palast der Republik vorfinden).

Stadtautobahn in Fußgängerperspektive ...und verbaut den freien Blick in den Himmel. Stattdessen im Angebot: geschlossene Betondecken für alle.

Vielleicht sollte man konsequenterweise auch die Stadtschilder abmontieren – die Berliner wissen ja schließlich, wie ihre Stadt heißt, und der Rest der Welt braucht es ja eigentlich nicht zu erfahren (und den Spandauern wäre eine solche Lösung sowieso am liebsten). Naja, als Tourist kann man ja notfalls immer noch auf den Fernsehturm fahren und sich die Hellersdorfer Plattenbauten bei Nacht ansehen. Ist ja auch was Schönes. Oder man reiht sich ein in die kilometerlange Besucherwarteschlange vorm Reichstag, um den Bundestagsabgeordneten mal beim Politisieren zuzusehen - um dann auf der imposanten, begehbaren Glaskuppel zu merken, dass man von hier weder die Regierung noch die Opposition im Plenarsaal auch nur ansatzweise erkennen könnte. Wirklich zu denken gibt einem letztlich dann aber doch das Verhältnis des einzelnen Berliners zu seinen Sehenswürdigkeiten: In München würde man vielleicht den Satz hören „Schau, do isses Hofbräuhaus!“, in Heidelberg vielleicht „Guck' – das Schlössle“ oder in Hamburg „da geht’s zum Hafen“. Und in Berlin? – „Kiek mal, det is die Stadtautobahn“ (sic!).


Bahnhof Potsdamer Platz Der Potsdamer Platz: einst dekadentes Zentrum des pulsierenden Berlins der 20er Jahre - heute eine klinisch sterile Flughafen- Atmosphäre


Oder wollen Sie vielleicht zum Potsdamer Platz? Dieser ehemals historische Ort der 20er Jahre und des Mauerbaus? Der Platz, an dem heute drei Kinos und ein Einkaufszentrum in pseudoarchitektonischer Atmosphäre stehen? - Dann können Sie beruhigt sein, denn hier fühlt man sich als Nichtberliner noch recht wohl – denn Einheimische lassen sich hier im „Zentrum des neuen Berlins“ relativ selten blicken, da einfach zu viele Touristen die nicht mehr vorhandene Mauer besichtigen wollen. Und da diese eben nicht mal mehr Trümmer finden, gehen sie stattdessen einkaufen. Das wäre ja nicht weiter schlimm, wenn man nicht selbst zufällig auch gerade einkaufen wollte. Vor allem am Samstagvormittag können Sie’s deshalb vergessen. Spätestens wenn Sie am vierten Fotoapparatehüllenträgerriemen hängen bleiben, vergeht Ihnen der Spaß am Shoppen.

Brandenburger Tor
Lichtblick: Das Brandenburger Tor. DIE Sehenswürdigkeit in der Berliner Stadtmitte.


In München sind’s nur die Amerikaner, in Heidelberg fallen lediglich japanische Invasoren ein (T-Shirts mit dem Aufdruck „Ich bin kein Tourist – ich lebe hier") erfreuen sich dort außerordentlicher Beliebtheit bei den Lokalpatrioten) und woanders will eh keiner hin. Aber ausgerechnet in Berlin trifft sich die ganze
Der "Kreisel"DIE Sehenswürdigkeit im Berliner Südwesten: ein düsteres, asbtestbelastetes Verwaltungsgebäude
Welt, weil irgendjemand erzählt hat, da müsse es wohl was Besonderes geben. Aber das macht ja nichts, es gibt ja schließlich noch das Zentrum des alten (West-)Berlin: den Ku’damm. Hier reihen sich neben dem legendären KDW und dem mehr oder weniger offenen Drogenmilieu zahlreiche weitere exklusive Geschäfte aneinander. Hier finden Sie bestimmt etwas nach Ihrem Geschmack – wäre da nicht ein kleiner Haken: Hier gehen die Touristen UND die Einheimischen einkaufen. Aber auch das macht nichts, denn wenn Sie endlich nach Stunden des Wartens und Schlangestehens vor Rolltreppen oder Umkleidekabinen Ihre Errungenschaft an die Kasse schleppen, hat Ihnen im Gedränge ein Taschendieb längst das Portemonnaie geklaut. Also vermeiden Sie solche Pannen von Anfang an und genießen Sie eines der zahlreichen „EinkaufsCenter“ in schönster Randlage in standardisierter Einheitsausführung, das Sie auch schon aus ihrem Heimatort kennen – Sie verpassen nichts.














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