Halt, wer da?
Vielleicht
haben Sie noch nie von Captchas gehört, aber bestimmt schon mal
eines gesehen: das sind diese kleinen Bildchen mit Buchstaben- und
Zahlenkolonnen, die Sie abtippen dürfen, bevor sie auf einer
Internetseite einen Kommentar abgeben, sich in einem Forum registrieren
oder einfach auch nur eine Suchabfrage starten.
Diese Bildchen
sind natürlich nicht dazu da, um zu testen, ob Ihre Tastatur
funktioniert, sondern sie sollen dafür Sorge tragen, dass nur
echte Menschen an ihnen vorbeikommen - und keine Maschinen (automatisch
laufende Programme), die durch massenhafte Abfragen und Einträge
bei den durch Captchas geschützten Seiten eine Menge Unheil
anrichten könnten. Zumeist sind Captchas also ein Spamschutz.
Das
bedeutet ein wenig Komfortverlust für Sie, da Sie nicht einfach
losschreiben können, doch dem Seitenbetreiber ersparen Sie im
Gegenzug eine Menge Arbeit, die dieser ansonsten
beim Aufräumen des von den Maschinen angerichteten
Unfugs hätte. Der Seitenbetreiber lässt Sie nach dem Captcha
also in sein Forum, einen Kommentar abschicken oder sonstwas - und Sie
helfen ihm dafür, die Datenbank sauberzuhalten.
Captcha-Plage durch Captcha-Dilemma
Die
simple Idee von Captchas: nur Menschen können Texte in Bildern
lesen, Maschinen verstehen nur "richtigen" Text. Wer die Zeichen auf
dem Bild erkennen und danach eintippen kann, muss also ein Mensch sein,
so die Überlegung. Doch das stimmt natürlich nicht,
Texterkennungsprogramme schaffen es ganz locker, als Bild vorliegende
Texte auszulesen. Für den Menschen gut lesbare Buchstabenbildchen sind auch für
Maschinen gut zu erkennen. Der Spamschutz tendiert gegen Null.
Daher muss man, damit der Trick funktioniert, es den Maschinen schwerer
machen, die Bildtexte zu erkennen. Das geht ganz einfach: man macht den
Text unleserlicher, und zwar auf eine Weise, dass das menschliche Auge
den Text trotzdem noch gut erkennt, die dumme Maschine aber nur noch
Zeichensalat "sieht".
Doch die Sache hat einen Haken: die
Maschinen werden immer besser. Was passiert also? Ein
Hase-und-Igel-Spiel beginnt. Die Captchas werden aufwändiger
verfremdet, alsbald dennoch maschinell überwunden, daraufhin noch
raffinierter gestaltet, usw.
Das
Ergebnis kann sich schon längst nicht mehr sehen lassen - Captchas
erreichen mitunter einen Verschlüsselungsgrad, mit dessen Hilfe
Hitler die Schlacht im Atlantik doch noch hätte gewinnen
können. Mensch und Maschine verzweifeln heute gleichermaßen
an immer unleserlicheren Captchas.
Wo schon der
gutsehende Internetnutzer häufig nur noch raten kann, haben
Blinde oder Sehbehinderte eigentlich gar keine Chance. Doch die wissen
sich zu helfen und bedienen sich absurderweise genau der Instrumente,
gegen die Captchas eigentlich ankämpfen, und mit deren Hilfe z.B.
auch Spammer trotz Captchas durch Registrierungs- oder
Authentifizierungsprozesse gelangen: Bilderkennungsprogramme, die die
Bildtexte automatisch in "echten" Text umwandeln.
Alternativen
Um
die Nachteile von Bildern bei der Trennung in Mensch und Maschine
wissend, versuchen es manche mit bilderlosen Captchas. Doch auch die
sind mitunter nicht ausgereift:
Noch bessere Captchas
Trotz
aller Bemühungen - noch immer sind viele Captchas zu einfach
gestaltet. Selbst Captchas, an den Picasso seine helle Freude gehabt
hätte, halten nicht sämtliche Angriffe der Maschinen ab.
Daher hier ein paar Vorschläge, wie man einen noch besseren Schutz
durch Bilder-Captchas realisiert, ohne dass sich im Gegenzug die
braven Internetnutzer völlig veräppelt fühlen:
Drehen Sie das Captcha einfach um. Maschinen können sich schließlich nicht auf den Kopf stellen.
Bieten sie gleich mehrere Captchas an, verraten Sie aber nicht, welches das richtige ist. Echte
Menschen haben dadurch immer noch eine Chance von 25% - und die
bösen Maschinen werden durch die Konfrontation mit dieser
unerwarteten Auswahlmöglichkeit mit einem schicken "TILT" explodieren.
Verwenden Sie weiße Buchstaben auf weißem Hintergrund - bekommt garantiert kein Texterkennungsprogramm heraus.
Oder nutzen Sie als Code einfach Buchstaben, die die Maschinen nicht kennen.
Nutzen Sie diese Captchas - und Sie werden mit Sicherheit in Zukunft von unerwünschten Besuchern verschont bleiben.
Artikel vom 19.6.2009
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