"Freunde machen"
Wahre
Freunde zu finden ist nicht einfach. Menschen, von denen man dachte, es
wären Freunde, zeigen mitunter ihr wahres Gesicht gerade dann,
wenn man sie am dringendsten bräuchte. In der Sprache - genauer:
bei Übersetzungen - ist das nicht anders. Worte in einer dem
Deutschen sehr ähnlichen Sprache drängen sich oftmals
geradezu auf, wenn man händerigend nach einer eingängigen
Übersetzung sucht - doch dann, wenn's drauf ankommt, sagt die
Übersetzung auf einmal "ach, wir passen wohl doch nicht so
gut zueinander" - und lassen den Übersetzer im Stich.
Besonders tückisch ist dabei mal wieder
das Englische: Nicht nur, dass Englisch und Deutsch sich oft nicht nur
recht nahestehen und viele Parallelen aufweisen macht es den false
friends einfach, sich einzuschleichen, sondern auch der Umstand, dass
das Deutsche oft Wörter und ganze Redewendungen aus dem englischen
Wortschatz oder der Grammatik übernimmt - die hierzulande aber
ebenso oft eine ganz andere Bedeutung bekommen, als sie sie
ursprünglich einmal im Original hatten.
Administrator Bush
Fragen
Sie doch mal jemanden, ob er weiß, wer Administrator Bush ist.
Nie gehört? Kunststück. Einen Systemverwalter namens Bush mag
es womöglich auch irgendwo geben, aber mit Mr. Bush meinen wir
normalerweise den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.
Und als solcher ist er dort Chef der Regierung, nicht deren
Verwalter. Nun wäre es ein leichtes, über die Bush-Regierung
zu sprechen, wenn man die Regierung Bush meint. Das tun Presse und
Rundfunk jedoch selten, denn die übersetzen oft lieber englische
Pressemeldungen ins Deutsche. Und - o Wunder - in den USA nennt man die
Regierung nicht nach dem deutschen Wort Regierung, sondern
Ädministrähschn. Also, denkt sich der Übersetzende:
"ach, das Wort Adminstration gibt's im Deutschen ja auch, also machen
wir aus der Bush-Ädministrähschn einfach mal die
Bush-Administration". Und merkt gar nicht, was für inhaltlichen
Quark er da gerade produziert. Und schon hat ein falscher Freund wieder zugeschlagen.
Die US-Verwaltung plant Atomwaffeneinsätze? Wohl kaum.
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Woraus bestehen Computer?
Na, aus Gummi natürlich! Zumindest erhält man diesen Eindruck, wenn man den vielen Quellen glaubt, die silicon (englisch) gutgläubig ins Deutsche übersetzen, und daraus dann Silikon
werden lassen ("Wieso? Silikon ist doch Deutsch?!"). Natürlich
gibt es in der deutschen Sprache das Wort Silikon. Das bezeichnet bei
uns jedoch einen Kunststoff, den man z.B. zur Abdichtung zwischen in
Badezimmerfliesenfugen spritzt. Wenn der Amerikaner silicon sagt, dann
meint er Silizium, ein Halbmetall, mit dem tatsächlich die Chips (Prozessoren) von Computern gefertigt werden.
Überhaupt nicht logisch. Quarz ist der Ausgangsstoff für Silizium.
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Sind Menschen humanoid?
Nein, sind sie nicht. Humanoid bedeutet nämlich menschenähnlich.
Demzufolge kann alles andere thereotisch humanoid sein, nur nicht der
Mensch selbst. Das hält viele Menschen aber trotzdem nicht davon
ab, ihresgleichen als humanoid zu bezeichnen - vor allem in Science-Fiction-Serien
lässt sich das schön beobachten, wo Personen gerne als
"humanoid" klassifiziert werden, obwohl sie doch offensichtlich
Menschen sind. Allerdings nur in deutschen Synchronisierungen. Denn in
der Originalversionen sagen die Schauspieler selbstverständlich
nicht humanoid (deutsch), sondern humanoid (englisch), das im Englischen (na, wer errät es?) menschlich bedeutet. Deswegen sind Menschen auch im Deutschen menschlich, nicht humanoid.
Meinte die Washington Post wirklich Humanoide? Oder doch nur Menschen? Wir wissen es nicht.
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Es
werden nicht die letzen Fehlübersetzungen gewesen sein,
die kleinkarierten Kritikern auffallen. Denn gerade Freunden
verzeiht man doch fast jeden Fehler.
Artikel vom 4.8.2006 letzte Änderung am 09.04.2010
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