"Marcus konnte
es nicht fassen. Eine tote Ente. Na schön, er hatte versucht,
sie mit einem Stück Sandwich am Kopf zu treffen, aber versucht
hatte er schon alles Mögliche, und nichts davon hatte je geklappt.
[...] Es wurmte ihn wirklich, dass bei seinem einzigen geglückten
Versuch etwas herausgekommen war, was er nun wirklich nicht
allzu dringend gewollt hatte. Und überhaupt, seit wann starben
Vögel daran, dass sie von einem Sandwich getroffen wurden? Kinder
verbrachten bestimmt ihr halbes Leben damit, Dinge nach den
Enten im Regent's Park zu schmeißen. Wieso war gerade er an
eine so schlappe Ente geraten? Ihr musste irgendwas gefehlt
haben. Wahrscheinlich war sie sowieso kurz vor dem Herzinfarkt
oder so was gewesen; es war nur ein Zufall.Aber selbst wenn
es so war, würde ihm niemand glauben. Falls es Zeugen gab, würden
sie nur gesehen haben, wie das Brot die Ente direkt am Hinterkopf
traf und sie darufhin umkippte. Sie würden zwei und zwei zusammenzählen
und dabei fünf rausbekommen, und er würde für ein Verbrechen
ins Gefängnis wandern, das er nie begangen hatte.
[...]
'Was
schwimmt da neben ihr?', fragte Will. 'Ist das das Brot, das
du nach ihr geworfen hast?'
Marcus nickte unglücklich.
'Das
ist kein Sandwich, das ist ein verdammtes Baguette. Kein Wunder,
dass sie umgekippt ist. Damit hättest du sogar mich töten können.'
[...]
Sie
starrten so gebannt auf den Tatort, dass sie den Parkwächter
erst bemerkten, als er direkt neben ihnen stand. Marcus
wurde es mulmig. Jetzt war er dran.
'Eine ihrer Enten ist
gestorben', sagte Will. Seine Stimme klang, als sei es das Traurigste,
was er je gesehen hatte."
(Leseprobe
und Coverabbildung mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Droemer-Knaur)
Leider haben wir den Film noch nicht gesehen
- der unterliegt ja auch hoffentlich der freiwilligen Entenkontrolle
(FEK), denn für Baby-Enten ist das mit Sicherheit zu grausam!
Das
Buch allerdings ist unbedingt empfehlenswert!
Nachtrag (Oktober 03): Ich - Melanie - kenne den Film inzwischen. Die "Tote-Enten-Szene" ist noch viiiiel grausamer als im Buch, denn Marcus wirft nicht etwa ein Baguette nach der Ente, sondern ein riesiges, steinhartes, rundes Körnerbrot!!! Kein Wunder also, dass die getroffene Ente anschließend nur noch mit "Beinchen in die Höh" zu sehen ist...
Was auf den ersten Blick daherkommt wie die nahtlose Fortsetzung des Entenkapitels aus dem zuvor präsentierten Werk, begründet in Wirklichkeit eine ganz eigene Gattung der Entenliteratur - die Familiensaga. „Kopf hoch, Norbert!“ von Clara G. Patoso und W.W.H. Drente (Verlag King of Fools, 2007, ISBN 976-3-940313-00-3).
Kommen
Enten in zeitgenössischer Literatur in der Regel allenfalls am
Rande – bzw. auf Teichen – vor, so haben sie hier diesmal
die Hauptrolle. Menschen und andere Tiere bleiben Beiwerk. Die
Grundhandlung ist schnell erzählt: Die Stockente Barbara und ihr
Freundeskreis müssen den mysteriösen Fall der
verunglückten Reiherente Norbert aufklären, um
weiteres Unheil von sich und der restlichen Teichgemeinschaft
abzuwenden. Nebenbei gilt es, für Norbert einen neuen
umweltverträglichen Aufbewahrungsort zu finden. Dazu reist Barbara
sogar in die Vergangenheit und findet mit Hilfe der griechischen
Mythologie die Antworten, die sie sucht.Wer bereits nach anfänglichem Lesen denkt, dass die Autoren wohl völlig zugeschilft
gewesen sein müssen, wird nach jedem weiteren Kapitel, welches
noch absurder geworden ist, vollends davon überzeugt. Absurd
jedoch eindeutig im positiven Sinne: ob die Verfasser einen Hang zur
absurden Genialität oder aber genialen Absurdität besitzen,
muss der Leser selbst entscheiden. Aber auch ohne Klärung dieser
Frage genießt man einfach die herrlich makaber-präzisen
Einblicke in die Welt der Enten mit all ihren Facetten. Wie in jeder
großen Familiensaga wird leidenschaftlich gelebt, geliebt,
gehasst und gestorben. Letzteres auffallend ent-husiastisch. Fiese
Intrigen, Kriminalstück, Herzschmerz, Klatsch, Tratsch
und philosophische Weisheit, von urkomisch bis urtragisch – dieses entelligente Buch
lässt nichts aus, selbstverständlich erzählt aus Sicht
der Enten. Als wäre die Geschichte an sich nicht schon entzückend
genug, setzen die Illustrationen noch eins drauf: von den Porträts
der niedlichen Enten in ihrem Universum kann man kaum genug
bekommen.
Das
Lektorat war beim Entimilieren Eliminieren von Tippfehlern anscheinend
leider etwas nachlässig, so dass der Lesespaß teils
geschmälert wird. Das Buch ist definitiv nichts für kleine
Kinder und Urlauber aus Nordrhein-Westfalen, alle anderen jedoch müssen es lesen, wenn sie die Natur der Enten wirklich
begriffen haben wollen – und es sei ihnen hiermit wärmstens
empfohlen. Wir jedenfalls sind von „Kopf hoch, Norbert!“
restlos begeistert – und haben ein neues Lieblingswort gewonnen: durchkentern.
(Dank an den Verlag King of Fools für die Zusendung eines Rezensionsexemplars!)
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verblüffenden Ähnlichkeit der Protagonisten-Ente mit unserer "Familienente" begründet...
***Rezension***
Mit
so einem niedlichen Entenkind wie Elsa muss
man jedenfalls mitfiebern, wenn es vor lauter
Entdeckungsdrang seine Mama aus den Knopfaugen
verliert! Mamas Warnungen wurden im
Angesicht der ganzen verlockenden Welt rund
um den Seerosenteich ignoriert und es kommt,
wie es kommen muss: Elsa Entchen verirrt
sich und findet sich plötzlich ganz allein
in der ihr nun nicht mehr so verlockend
erscheinenden großen weiten Teichwelt wieder.
Ob Mama ihrem vorlautem Küken wohl
zur Rettung eilt?
Es sei schonmal
verraten: natürlich findet
Elsa ihre Mama wieder und schwört, sich
nie mehr so weit von ihr zu entfernen. Alles
andere wäre für die kleinen Entenfans, für die
diese Geschichte mit wenig Text und riesigen
bunten Bildern erdacht wurde, auch zu beängstigend.
Pädagogische Aussage: es ist immer sicherer,
auf Mama zu hören, aber auch wenn mal was
schief geht, hat Mama mich noch lieb und
ist für mich da!
Schließlich macht ja
Elsa stellvertretend für die Leser die Erfahrung,
dass Mamas Verbote einen Sinn haben und
nicht dazu da sind, den Kindern den Spaß
zu verderben. Kinder dürfen die Welt entdecken,
aber Mamas Zustimmung kann einen vor unerwarteten
Gefahren bewahren.
Aufgrund
des Themas und der erwähnten Bilderbuchgestaltung
eignet sich Elsas Geschichte schon für ganz
kleine Bücherwürmer, die selber gerade die
ersten Schritte in ihre Welt hinein - und von
Mamas Schoß weg - wagen.
Aber
auch wir als Erwachsene sind von Klein-Elsa
begeistert - ihre kleine Teichwelt ist einfach
bezaubernd dargestellt, die zeichnerischen
Perspektiven spiegeln jeweils sehr gelungen
Elsas Stimmung und Elsa selbst ist einfach
superknuddelplüschig gemalt!
(Coverabbildung
mit freundlicher Genehmigung des Patmos-Verlags)
Dieses Buch zeichnet
sich natürlich besonders durch seine Bedard-typischen
Entenzeichnungen aus, die allesamt ausdrucksvoll und
in schönen, klaren Farben gemalt sind.
Die Geschichte
von der ungewöhnlichen Freundschaft zwischen Fressfeinden
beweist, dass der Mensch (resp. die Ente) jederzeit
frei in seinen eigenen Entscheidungen ist und sein Schicksal
nur selbst in die Hand (resp. die Flosse) nehmen muss,
um sich von der Masse abzusetzen und sich selbst und
andere glücklich zu machen.
Geeignet erscheint uns
das Buch zum einen natürlich für erwachsene Entenfans,
zum anderen aber ist es auch ein intelligentes und ästhetisch
ansprechendes Kinderbuch mit Herz, das sicher bereits
von Vierjährigen geschätzt werden kann (eben ganz Ravensburger-typisch:
von 4-99!).
Weiter geht's mit dem Kinderbilderbuch "Juhu,
Fuxi!"
von Sarah Hayes(Originaltitel:
"Nine Ducks Nine", dt. Aarau 1994, Aare Verlag/Patmos)
Entdeckt habe ich, Melanie, dieses niedliche und lustige
Buch, als ich während eines Praktikums
in einer Kindertagesstätte
mit den Kindern in der Stadtbibliothek war. Schnell
habe ich es zu den Büchern gelegt, die wir ausleihen
wollten - ein Buch mit Enten wollte ich den Kindern
ganz besonders gerne vorlesen (hm, ich hab' das Gefühl,
dass ich da nicht ganz uneigennützig handelte... ;))!
Und tatsächlich kam die kurze, eingängige Geschichte
gleich sehr gut bei den Kindern an, ja, sie verlangten
sogar, das Buch gleich noch ein zweites Mal vorgelesen
zu bekommen. Na gut, wenn's sein muss ... hehe!
Leider
ist das Buch in normalen Onlinebuchshops nicht mehr
zu beziehen, aber gebraucht lässt es sich sicher noch
irgendwo erstehen (bei Ebay oder einfach auf dem Flohmarkt).
So habe auch ich mir dieses drollige Buch besorgen können.
So, nun aber endlich zum Inhalt:
Das Besondere
an diesem Buch bilden zum einen die Reime, deren letzten
beiden Zeilen auf jeder Seite gleich sind, so dass auch
kleine Kinder schon nach wenigen Seiten "mitlesen"
können. Zum anderen sind in jedes Bild Sprechblasen
mit kurzen Sätzen integriert, in denen die Enten und
der Fuchs kundtun, was sie voneinander halten. Auch
hier wiederholt sich ein bestimmter Satz auf jeder Seite, was den
Kindern erfahrungsgemäß viel Spaß bereitet. Gerne
fragen sie, auf die einzelnen Entchen zeigend, was diese
wohl gerade sagen, und haben schnell heraus, dass eine
Ente stets "Ich hau ab" sagt. Da auf jeder
Seite eine Ente verschwindet (nein - sie wird natürlich
NICHT von Fuxi verspeist!!), lädt das Buch auch noch
zum Zählen der jeweils verbliebenen Enten ein.Auch
die Zeichnungen sind - jedenfalls vom Erwachsenenstandpunkt
aus betrachtet - sehr gut gelungen und geben wirklich
den putzigen Charakter der Entchen wieder. Wenn man
die Details beachtet, lässt sich die Geschichte bei
jedem Lesen durch eigene Vermutungen und Interpretationen
der entigen Mimik und Gestik ergänzen.
Insgesamt ein empfehlenswertes Bilderbuch für Kinder ab 2 oder 3 Jahren.
(Coverabbildung mit freundlicher Genehmigung des Patmos-Verlags)
Nun
folgt mal wieder ein Enten(hör)buch für Erwachsene, die
das Absurde und Entige lieben: „Fup“
von Jim Dodge!
***
Rezension ***
Lange
hat es gedauert, bis ich endlich angefangen habe,
diesen Text zu schreiben, denn FUPs Geschichte –
die kann man eigentlich gar nicht zusammenfassen,
ohne der Story ihren Zauber zu nehmen! Daher werde
ich mich ganz sachlich an die Fakten halten und
empfehle hiermit jedem, das Buch selbst zu lesen,
bzw. zu hören (wie wir es getan haben).
Also:
man nehme drei Hautpersonen (zwei Menschen und eine
Ente):
1.
Tiny
– wird mit nicht mal drei Jahren zur Vollwaise,
als seine Mutter beim Enten(!)füttern ihr Leben
verliert. Glücklicherweise wird der „große Vogel,
der um ihre Leiche herum schwamm“ in Tinys Erinnerung
zu einem Schwan, was ihn vor einer Entenphobie bewahrt,
die dazu geführt hätte, dass die Geschichte um Fup
nie entstanden wäre.
Tiny lebt fortan bei seinem
Großvater auf der Ranch, wo er nebem seiner Leidenschaft
für Zäune auch Fup entdeckt...
2. Granddaddy Jake, der mit 80 Jahren seinen Enkel Tiny aufnimmt. Als Fup als Küken gefunden wird, ist Jake stolze 99 Jahre alt und rechnet fest damit, aufgrund seines selbstgebrauten 97%igen Feuerwassers unsterblich zu sein.
Und schließlich 3.: Fup die Stockente! Fup neigt zur Fettleibigkeit und Alkoholabhängigkeit, nachdem sie als Küken von Jake mit seinem Whisky gepäppelt wurde. Auch fliegen kann sie trotz tatkräftiger Mithilfe von Jake und Tiny nicht; trotzdem ist sie eine glückliche Ente, die gern mit ihren beiden Freunden ins Autokino geht und Tiny beim Zäune bauen und Jagen begleitet.
Die unablässige Arbeit des Trios an der „Mensch- bzw. Entenwerdung“ findet ein jähes Ende, als kurz vor Schluss die Ente explodiert! Dieser Ausgang der Geschichte hat uns erst arg verstört, hängt man nach gut 2 Stunden des aufmerksamen Mitfieberns mit den Abenteuern der Ente doch ziemlich an ihr. Schließlich aber wird doch noch alles gut, denn: Gott ist eine Ente!
Insgesamt ist Fup einfach das ideale Buch für Entenliebhaber. Keine Ahnung, wie Menschen mit einem weniger innigen Verhältnis zu Wasservögeln die Story finden (alles spricht allerdings dafür, dass auch diese Fup mögen, wenn man von den Verkaufszahlen, Übersetzungen und Kritiken ausgeht)...
Der Beginn ist vielleicht etwas langatmig, besonders, wenn man so dringend auf das erste Auftauchen von Fup wartet wie wir; dann aber wird man belohnt, denn fortan (ab CD 2, bzw. Seite 50) geht es nur noch um Fup – einfach wunderbar!
Erwähnt werden müssen auch unbedingt noch die kleinen Zeichnungen, die sowohl das CD-Cover und das Inlay großzügig zieren, als auch im Buch vorhanden sind. Die Illustrationen des Berliner Künstlers Atak tragen viel zu unserem Entzücken über Fup und ihre liebenswerten Eigenarten bei. Ansehen kann man sich ein paar der Bilder (leider mit geringem Entenanteil) schonmal vorab auf dieser Seite (externer Link, neues Fenster).
(Coverabbildung mit freundlicher Genehmigung
des Kein & Aber-Verlags:
Jim Dodge/ Harry Rowohlt: Fup. 2 CDs, ISBN 3-0369-1128-6, € 19.90, SFR 39.-,
Kein & Aber, Zürich.)